Club of Rome Schulen Deutschland

Wenn du dir eine Schule wünschen würdest – wie sähe sie aus? Diese Frage lag einer Handvoll neugieriger Bildungsinnovatorinnen und -innovatoren am Herzen, die sich um das Jahr 2000 zusammenfand und Schule neu und querdenken wollte. Inspiriert und zusammengebracht wurden sie von den Grundanliegen und Studien des Club of Rome, der 1972 mit seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ einen Paradigmenwechsel in den Wachstumsdiskurs begründete und mit dem Bericht „No Limits to Learning“ kurz darauf seine Anschauungen zum unermesslichen Wert und Potential von Bildung beschrieb. Die Frage „Welche Schule wünschen wir uns? Wie sollte Schule gestaltet werden?“ bearbeitete dieses Team vor dem Hintergrund eines Weltverständnisses, das sowohl die Veränderungen globaler Kontexte als auch Entwicklungsprozesse und Anforderungen an Bildung in lokalen Zusammenhängen aufzeigte. Mit am Tisch dieser Ideenrunde saß Albert Benning, der kurze Zeit später die Kieler Lernwerft gründete, die konzeptionell auf dem Bildungsverständnis des Club of Rome Schulnetzwerks fußte, das im Jahr 2004 aus der Taufe gehoben wurde. Die Kieler Lernwerft ist somit eine Club of Rome Schule der ersten Stunde und die einzige unter den Netzwerkschulen, die schon bei ihrer Konzeption das Mindset der Club of Rome Schulen in sich trug. In dieser Schule herrscht seit ihrer Gründung der Geist des Aufbruchs, des Querdenkens, des anders Lehrens und Lernens. Dabei sind neue Unterrichtskonzepte, die systemische Verknüpfung der Schule mit ihrer Umgebung und die wertschätzende Kultur des Miteinanders in der Schule keine Selbstzwecke, sondern bilden die Überzeugung ab, dass in der Schule Werte und Kompetenzen vermittelt werden, die den jungen Menschen die Instrumentarien an die Hand geben, sich in die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft aktiv, mutig, kreativ zu beteiligen.

So lernen Schülerinnen und Schüler an Club of Rome Schulen und speziell an der Lernwerft ganzheitlich, vernetzt, global und lokal zu denken und zu handeln. Wissensvermittlung macht einen Teil des Unterrichts aus, wird aber erst im Zusammenspiel mit praxisbezogenen Unterrichtsprojekten und der Reflexion von der Welt und dem Menschen als Ganzen zu einer ganzheitlichen Bildung. So entsteht ein ganzheitliches Welt- und Menschenbild, das im Schulleben und in unterschiedlichen Formen des Lernens und Miteinanders gefördert und gelebt wird. So wird auch der Begriff der Nachhaltigkeit gut fassbar, der langfristige, globale und lokale Handlungen und Reflexionen umfasst. An der Kieler Lernwerft werden diese Denk- und Handlungsdimensionen mitgelebt: Konkretes Handeln, Eigeninitiative und Selbstvertrauen werden in Form von Wochenplänen, Klassendiensten und praxisbezogenen Unterrichtskonzepten gefördert. Die Schule bietet ihren Schülerinnen und Schülern Lernsettings an und ermutigt sie, sich einzubringen und eigenverantwortlich wie auch selbstorganisiert zu handeln. Die Schule setzt damit die Grundüberzeugung des Club of Rome Schulnetzwerks in die Praxis um: Nur wenn junge Menschen die eigene Wirksamkeit von Anfang an auf ihrem Bildungsweg erleben dürfen, werden sie später in der Lage sein, sich verantwortungsbewusst und aktiv in Entscheidungsprozesse und die Gestaltung der Zukunft einzubringen. Oder anders formuliert: Wer sich während seiner Schulzeit sein Wissen ausschließlich aus Büchern aneignen soll, um anschließend dieses Wissen in benoteten Tests niederzuschreiben, von dem können wir später nicht erwarten, dass er ganzheitliche Lösungen für lokale und globale Herausforderungen anstoßen oder gar bewältigen kann. Aber genau diese jungen Menschen braucht unsere globalisierte Welt dringender als je zuvor.

Wer beispielsweise im Projekt „Lernen und Forschen an Bord“ die eigene Perspektive vom „Blick aufs Meer“ zum „Blicks aufs Land“ gewechselt hat und in der Gruppe gemeinsame Manöver bewältigt hat, der hat Kompetenzen gewonnen, die an keinem Schreibtisch vermittelt werden können. Der Club of Rome beschäftigt sich seit seiner Gründung mit den Fragen einer lebenswerten Zukunft auf der Welt – diese Fragen müssen wir alle uns stellen. Und wenn wir unseren Kindern schon eine Welt überlassen, in der die planetarischen Grenzen immer wieder überschritten werden und in der der Reichtum weniger Einzelner die Armut der Mehrheit bedingt, dann sollten wir ihnen wenigstens die Handlungswerkzeuge an die Hand geben, komplexe Zusammenhänge zu erkennen und zu verändern. Wir wünschen uns Changemaker, die sich der Herausforderungen unserer heutigen Welt mit guten Ideen und einem Verständnis von Weltenbürgertum annehmen. Ich bin mir sicher, dass junge Menschen an der Kieler Lernwerft die Chance bekommen, ihre Potentiale auszubilden und verantwortungsbewusste Weltenbürger und Gestalter eines hoffentlich bald wieder besser ausbalancierten Planeten zu sein.

Max Schön,
Mitglied im Präsidium
der Deutschen Gesellschaft CLUB OF ROME
(aus der Broschüre zur 10-Jahresfeier)